Draußen ist gräulich-abscheuliches Regenwetter und die Weltlage ist sogar noch scheußlicher. Da darf man sich ein bisschen Eskapismus wohl leisten: die warme Decke rausholen, Tee kochen und sich auf dem Sofa mittels eines heiteren Buches in eine andere Galaxie beamen. Meine Empfehlung ist ein „whodunit“ der besonderen Art. Vorweg muss ich gleich einräumen, dass ich die reizende Autorin kenne und daher klar parteiisch bin. Isabel Bogdan hat ihren ersten Roman „Der Pfau“ geschrieben, KiWi hat daraus ein ausgesprochen hübsches Buch gemacht und so schimmernd glänzend wie sein Cover ist auch sein Inhalt: Ein Landsitz in den schottischen Highlands, seine charmanten Besitzer, eine Gruppe Londoner Banker, die für ein Wochenende Teambuilding betreiben wollen und gut besetzte Nebenrollen, die von einer resoluten Köchin und einer ehrgeizigen Psychologin bis zu sehr eigenwilligen Haustieren reichen. Ein Kurzschluss der veralteten Elektrik macht den alten Kasten noch kälter, unerwarteter Schneefall schließt alle von der Welt da draußen ab und eigentlich passiert sonst gar nichts, außer dass ein durchgedrehter Pfau verschwindet und sich durch diverse Verwicklungen fast alle dafür verantwortlich fühlen. Das erinnert an eine Versuchsanordnung wie von Agatha Christie oder Roald Dahl, nur dass kein Mensch stirbt. Dank durchgehend indirekter Rede aller Figuren hat man den Eindruck, dass der Erzähler einem die Geschichte unmittelbar erzählt, was den Lesesog eindeutig verstärkt. Zugegeben, dass ist jetzt kein Buch, das euer Leben ändern wird, sondern ein klassischer Fall von gut gemachter Genre-Literatur irgendwo zwischen Komödie und Krimi. Oder um es kulinarisch auszudrücken, der Roman ist wie ein wunderbar aufgegangenes Soufflé: Köstlich, luftig, und am besten schnell und mit Heißhunger zu genießen. Besonders zu empfehlen für Liebhaber der englischen Küche!